02.02.2014 Nullenergiehaus in Holzbauweise
JOCO KlimaWand wärmt neues Dienstgebäude des Umweltbundesamts
Das Umweltbundesamt, kurz UBA, ist Deutschlands zentrale Umweltbehörde. Nun hat es am Standort Berlin-Marienfelde ein neues Bürogebäude, das Haus 2019, gebaut, das als erstes Nullenergiehaus der Bundesrepublik den europäischen Energiestandard 2019 erreichen wird und beispielhaft zeigt, das sich bei einer sorgfältigen Planung nachhaltige Lösungen finden, die sich nicht nur wirtschaftlich rechnen, sondern auch architektonisch attraktiv sind.
Die europäische Gebäuderichtlinie setzt fest, dass alle Neubauten der öffentlichen Hand ab 2019 eine übers Jahr gerechnet ausgeglichene Energiebilanz aufweisen müssen. „Weil der Gebäudebereich eine Schlüsselrolle beim Klima- und Ressourcenschutz spielt, haben wir großen Wert darauf gelegt, dass der Neubau in Marienfelde die schärferen Anforderungen der EU schon heute erfüllt“, berichtet Jochen Flasbarth, der Präsident des UBA. „Mit dem Bau und Betrieb des Bürogebäudes treten wir den Beweis an, dass nachhaltiges Bauen mit hohen ökologischen Standards auch in Bürogebäuden umgesetzt werden kann. Wir zeigen, dass sich energiesparendes und ressourcenschonendes Bauen mit einem hohen Komfort für die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer verbinden lässt.“
Am Standort Marienfelde werden 31 neue Büroarbeitsplätze und drei Besprechungsräume untergebracht. In Laboren werden UBA-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler zu allen Fragen rund um das Thema Wasser forschen. So werden Arbeitsplätze in Containern ersetzt, die vor wenigen Jahren aufgrund steigernder Beschäftigung errichtet wurden. Gleichzeitig entstehen zusätzliche Arbeitsplätze. Auch die Infrastruktur für die Beschäftigten verbessert sich.
Die Planungsphase für das neue Nullenergiehaus begann im Jahr 2009, kurz darauf wurden erste Bauleistungen ausgeschrieben. Im November 2011 wurde der Grundstein gelegt und im Juni 2012 feierte das UBA Richtfest. Das Gebäude wurde im Sommer 2013 bezogen.
Der UBA-Neubau erfüllt nicht nur die hohen energetischen Anforderungen der EU, sondern ist auch in Bezug auf seine Ökologie vorbildlich. „Wir haben das Gebäude in Holzbauweise geplant und errichtet“, erläutert das Architekturbüro Braun-Kerbl-Löffler Architekten aus Berlin. „Der gesamte Rohbau ist inklusive Fassade aus dem nachwachsenden Rohstoff gefertigt. Darüber hinaus besteht die Wärmedämmung des barrierefreien Holztafelbaus aus Zellulosefasern, welche aus recycelten Altpapier gewonnen werden.“ Braun-Kerbl-Löffler Architekten ist für mehrgeschossige Neubauten in energieeffizienter, diffusionsoffener, moderner und ökologischer Holzbauweise bekannt.
Die Gebäudehülle des Neubaus wurde so dick gedämmt, dass der Heizenergiebedarf unter 15 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter und Jahr liegt – das ist nur etwa ein Viertel des Bedarfs eines vergleichbaren, konventionellen Neubaus.
Die gesamte Energie für den Betrieb des Hauses stammt aus regenerativen Energiequellen. Eine moderne Photovoltaikanlage, die die gesamte Dachfläche einnimmt, liefert elektrischen Strom. Die Erzeugung von Kälte erfolgt über die direkte Entnahme von Brunnenwasser. Dabei wird das Wasser über eine Systemtrennung direkt und ohne Einsatz einer Wärmepumpe zum Kühlen verwendet. Die Abgabe der Kälte in den Räumen erfolgt über eine Kapillarrohmatte. Zu Heizzwecken wird das Brunnenwasser über eine Wärmepumpe geführt, die Energie aus dem Wasser schöpft und an die Kapillarrohrmatte über den Sekundärkreis abgibt, so das für das Energiekonzept und die gesamte Technische Gebäudeausrüstung verantwortliche Büro SCHIMMEL-Beratende Ingenieure.
In die Räume gelangt die Wärme beziehungsweise Kälte mithilfe der JOCO KlimaWand KW-8ti. Die Wahl des Büros SCHIMMEL fiel auf diese trocken eingebaute Wand-Flächenheizung der Firma JOCO Wärme in Form, weil sie zugleich energieeffizient und sehr leistungsstark ist: Da der Abstand der Heizrohre zueinander gering ist, strahlt binnen kurzer Zeit eine angenehme Wärme ab, ohne dass dabei die Oberfläche zu stark erhitzt. So reichen schon niedrige Systemtemperaturen aus, um die Räume auf behagliche Temperaturen zu bringen.
„Des Weiteren geben die dünnen Trockenbauplatten aus Gipsfaser, in denen die Heizrohre integriert sind, die Wärme gut ab“, erläutert Axel Huck, Vertriebsleiter bei JOCO. „Der dünne Aufbau stellt sicher, dass die Wärme schnell in den Raum gelangt und die Temperaturen direkt behaglich werden – das senkt den Energieverbrauch zusätzlich.“
In den Sommermonaten profitieren die Mitarbeiter des Umweltbundesamtes darüber hinaus davon, dass die JOCO KlimaWand KW-8ti nicht nur heizen, sondern auch kühlen kann. Rinnt kaltes Wasser durch die Heizschlangen, strahlt die Wand eine angenehme Kühle aus, die für sehr gute Arbeitsbedingungen sorgt, selbst wenn es draußen extrem heiß ist.
„Auch weil die KlimaWand KW-8ti trocken eingebaut wird, fiel die Wahl auf sie“, so Braun-Kerbl-Löffler Architekten. „Wegen der Holzbauweise war uns sehr wichtig, keine zusätzliche Feuchtigkeit in das Gebäude einzutragen. Feuchte hätte dem hölzernen Rohbau schaden können. Außerdem mussten wir mit dem Produkt keine lange Trockenzeit einkalkulieren.“ Die KlimaWand ist binnen kurzer Zeit einsatzbereit und lässt sich sofort überstreichen oder tapezieren.
Michael Neumann, Geschäftsführer von Neumann Haustechnik aus Leegebruch, bestätigt, dass die Installation der KlimaWand KW-8ti unproblematisch war: „Weil die Wärme leitenden Polybuten-Rohre bereits im JOCO-Werk in die Platten integriert wurden, mussten wir die Heizprofile nur noch auf die bauseitige Unterkonstruktion anschrauben.“ Der Kontakt zu Frank Schütze, dem zuständigen Außendienstmitarbeiter von JOCO, bestehe schon länger, sodass auch hier alles zur Zufriedenheit verlief.
Die Entwicklung, Planung und Dimensionierung der Anlage wurde durch das Berliner Planungsbüro SCHIMMEL-Beratende Ingenieure durchgeführt. „In jedem Raum lassen sich Lüftung, Wärme- oder Kälteversorgung und Beleuchtung individuell steuern“, beschreibt der Projektleiter des Büros, Oliver Nienaber. „Das verbessert die hervorragende Energiebilanz des Neubaus.“ Alle Büro- und Besprechungsräume in Haus 2019 wurden mit der Flächenheizung von JOCO ausgestattet – insgesamt wurden über 600 Platten verarbeitet.
Bei Betrieb erfüllt das neue UBA-Gebäude in Berlin-Marienfelde nicht nur die baulichen und energetischen Standards der EU, sondern folgt auch dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB). „Nach Abschluss des Zertifizierungsverfahrens wird das Haus 2019 vermutlich den höchsten Standard in Gold erreichen“, betont Braun-Kerbl-Löffler Architekten. Die Zertifizierung in Silber ist zum jetzigen Zeitpunkt sicher.
Klaus Fudickar, Abteilungsleiter im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, hebt das interdisziplinäre Projektteam aus Architekten, Landschaftsplanern, Bauphysikern, Haus- und Energietechnikern, Bauforschern und Tragwerksplanern hervor: „Alle gemeinsam realisieren für das UBA ein ökologisch optimiertes Nullenergiehaus in Holzbauweise, bei dem energetische Konzepte und die Nutzung erneuerbarer Energien in die gestalterische Lösung mit einfließen. So werden baukultureller Anspruch und energetische Anforderungen im wahrsten Sinne des Wortes unter einem Dach vereint.“
In wenigen Wochen wird das neue Bürogebäude bezogen. Das UBA als Bauherrin ist mehr als stolz, mit dem ersten Nullenergiehaus des Bundes Vorreiter zu sein: „Im Hinblick auf die bauliche Qualität und den technischen Standard zeigen wir hier das Bauen der Zukunft,“ so Vizepräsident Dr. Thomas Holzmann. „Die Errichtung von Gebäuden solcher Qualität ist ein wesentlicher Teil der notwendigen Energiewende.“